Jens Eichler
Im Kindergarten schon hatte ich zwei Visionen für meine Zukunft: Ich wollte Schmied und Bauer werden!
Stur, wie Westfalen nun mal sind, bin ich dann tatsächlich erst mal Schmied geworden und habe mich nach meiner Ausbildung mit diesem Handwerk selbstständig gemacht. Parallel dazu habe ich ein Studium der Landschaftsökologie begonnen, aber nach dem Vordiplom wieder abgebrochen, weil mir klar wurde, was ich eigentlich schon lange wusste: Ich bin ein Praktiker. Dennoch haben die theoretischen Grundlagen der Ökologie mich ermutigt, auch den zweiten Kindergarten-Wunsch doch noch umzusetzen: Ich habe einen wunderschön gelegenen Acker gepachtet und einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb gegründet. Dieser liegt im östlichen Münsterland, wo sandige Böden und ein mildes, eher feuchtes Klima vorherrschen.
Seit dieser Zeit widme ich mich im Haupterwerb der Saatgutvermehrung von verschiedenen Gemüsesorten, Kräutern, Blumen und einigen Getreiden.
Mir war immer wichtig, Zusammenhänge in Ökosystemen zu verstehen und Kreisläufe zu nutzen und zu optimieren.
Der Aufbau eines gesunden und lebendigen Bodens stand und steht immer im Mittelpunkt meiner Arbeit und ich musste erkennen, dass es nicht einfach ist, diesem Anspruch gerecht zu werden. Einen großen Schritt nach vorne in diesem Punkt habe ich durch den Einsatz eines Arbeitspferdes gemacht. Meine Kaltblutstute Nura und ich sind inzwischen zu einem guten Team geworden und erledigen seit zwei Jahren sämtliche Bodenbearbeitung ohne dass es dafür noch den Trecker bräuchte. Das bringt eine unglaubliche Ruhe auf den Acker und vervollständigt meinen Düngekreislauf indem der Pferdemist zu wertvollem Kompost verwandelt und dann auf den Flächen verteilt wird.
Fast alle weiteren Aufgaben, die im Zusammenhang mit dem Samenbau anfallen, werden in Handarbeit erledigt. Auch das Dreschen, Reinigen, Keimtesten und schließlich das Abfüllen in die Tüte findet auf dem Hof statt. Es war damals selbstverständlich für mich, den Betrieb als Bio-Betrieb zu führen und zertifizieren zu lassen. Darüber hinaus habe ich mich dem Demeter-Verband angeschlossen, weil ich schon immer sicher war, dass eine rein materielle Betrachtungsweise keinem Phänomen gerecht wird und ich es spannend finde zu lernen, auch andere Ebenen mit zu berücksichtigen und ihre Wirkungen zu erleben. Als letztes möchte ich noch erwähnen, daß ich seit einigen Jahren Kurse und Seminare zum Thema Saatgutvermehrung anbiete, sowohl für Anfänger, als auch für Erwerbsgärtner, die den Samenbau in ihren Betriebsablauf integrieren möchten. Die Fähigkeit, selber Saatgut zu erzeugen, bringt uns einer Selbstversorgung und einem echten Betriebskreislauf einen großen Schritt näher und führt zu einer wertvollen Unabhängigkeit.